"Es gibt nichts Wunderbareres und
nichts Unbegreiflicheres und nichts,
was uns fremder wird,
als die Seele des spielenden Kindes"
Hermann Hesse
Personzentrierte Spielpsychotherapie
Das Personzentrierte Konzept geht auf Carl R. Rogers (1902-1987) zurück, der diesen Ansatz ab 1942 aus seiner psychotherapeutischen und pädagogischen Arbeit in den USA entwickelte. Hintergrund ist das Paradigma der Humanistischen Psychologie. Heute ist die Personzentrierte Psychotherapie und Beratung in vielen Ländern weit verbreitet und anerkannt.
Der Begriff „personzentriert“ ist eine Übersetzung des englischen „personcentered approach“, was übersetzt eine personzentrierte Annäherung, Herangehensweise bedeutet. Der Begriff „approach“ zeigt auf, dass es um Einstellungen, Haltungen geht, die den jeweiligen Verhaltensweisen des Therapeuten / Beraters zugrunde liegen und die für die positive Wirkung der Psychotherapie oder Beratung entscheidend sind.
Da Rogers zum Zeitpunkt der ersten Formulierung seines neuen Ansatzes an einer Beratungsstelle für verhaltensauffällige Kinder arbeitete, bezog er seinen Ansatz schon sehr früh auch auf Kinder. Mit dem 1947 erschienenen Buch „Kinderspieltherapie im nicht-direktiven Verfahren“ (deutsch 1984) von Virginia Axline wurde diese Form der Spieltherapie dann weit über die USA hinaus bekannt gemacht.
Aus der nicht-direktiven Spieltherapie entstand die heute maßgebliche Personzentrierte Kinderspielpsychotherapie. Im Vordergrund der Personzentrierten Kindertherapie steht die ganzheitliche Entwicklung der kindlichen Persönlichkeit und nicht der Abbau einzelner Symptome. Es wird dem Kind so viel Raum und Zeit gegeben, wie es für diesen vielschichtigen Prozess der Entwicklung und des Sich-selbst-Entdeckens braucht. Entscheidend ist die spezifische Beziehungsgestaltung zwischen Therapeutenperson und Kind, gekennzeichnet durch unbedingte Wertschätzung, Kongruenz und einfühlendes Verstehen, mit der die Spielhandlungen des Kindes begleitet werden. Diese Beziehungsgestaltung stimuliert die sogenannte Aktualisierungstendenz im Kind, sodass therapeutische Prozesse in Gang kommen können, die tief greifende Veränderungen im Selbstkonzept des Kindes nach sich ziehen: neue Erfahrungen werden gemacht, verzerrte oder verleugnete Erfahrungen werden korrigiert und in das Selbstbild integriert.
Handlungsebene ist in erster Linie das selbstbestimmte Spiel: Es ist das Medium, in dem das Kind sich vorwiegend ausdrückt und seine innere Wirklichkeit inszeniert. Die vom Kind initiierten Beziehungsmuster und die Beziehung zu sich selbst haben dabei eine herausragende Bedeutung.
In den Spielinszenierungen sucht sich das Kind immer den für seine Erlebnisverarbeitung optimalen Spannungszustand. Es werden die mit der jeweiligen Situation einhergehenden Gefühle wieder erlebt und so einer Bearbeitung zugänglich gemacht: Konflikte und traumatische Ereignisse werden auf der Spielebene dargestellt, im eigenen Rhythmus wiederholt und verändert, bis das Kind sie in sein Selbstbild integrieren kann. Indem die Therapeutenperson die Gefühle des Kindes – sowohl die verbalen wie die nicht-verbalen – empathisch und mit unbedingter Wertschätzung aufgreift, hilft sie dem Kind, sich mit so unterschiedlichen Gefühlen wie Wut, Schmerz, Traurigkeit und Scham wahrzunehmen, sich zu verstehen und sich damit annehmen zu können. Im Probehandeln werden eigene Lösungen und Antworten gesucht, so wird Vergangenheit bewältigt und Zukunft vorweggenommen. Dabei wird nicht gedeutet oder interpretiert, da gerade die Symbolik im Spiel dem Kind erlaubt, sich „gefahrlos“ auszuprobieren.
Die Spielpsychotherapie wurde in den letzten Jahrzehnten speziell im deutschsprachigen Raum kontinuierlich weiterentwickelt. Überlegungen zur Entwicklung der Selbststruktur und ihrer Störungen integrierten Ansätze aus Bindungsforschung, Hirnforschung, Säuglings- und Kleinkindforschung und erweiterten das personzentrierte Störungsverständnis.
Weiterführend wurden interaktionelle Behandlungskonzepte entwickelt, die beschreiben, wie sich in der neuen Beziehungserfahrung mit der Therapeutenperson Beziehungs- und Selbstschemata des Kindes verändern.
Die Spielpsychotherapie eignet sich für Kinder ab etwa 3 Jahren. Sie wird gewöhnlich einmal pro Woche durchgeführt, die Therapiestunde dauert 50 Minuten.
Literatur
Behr, M. (2012): Interaktionelle Psychotherapie mit Kindern und Jugendlichen. Göttingen: Hogrefe.
Hockel, C.M. (2011): Personzentrierte Kinderpsychotherapie. München: Ernst Reinhardt.
Rogers, C.R. (1959/2016): Eine Theorie der Psychotherapie, der Persönlichkeit und der zwischenmenschlichen Beziehungen. München: Ernst Reinhardt
Weinberger, S. (2014): Kindern spielend helfen: Einführung in die personzentrierte Spielpsychotherapie. Weinheim: Beltz Juventa.
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Fort- und Weiterbildungen
Personzentrierte Beratung mit Kindern, Jugendlichen und deren Bezugspersonen
Personzentrierte Psychotherapie mit Kindern und Jugendlichen
https://www.gwg-ev.org/bildungsangebote/weiterbildung
http://www.hockel.net
Adressen
Fort- und Weiterbildung in Personzentrierter Psychotherapie mit Kindern und Jugendlichen und in Personzentrierter Beratung mit Kindern, Jugendlichen und deren Bezugspersonen:
Deutschland:
GwG – Gesellschaft für Personzentrierte Institut für Gesprächspsychotherapie
Psychotherapie und Beratung und Beratung
Melatengürtel 125a, 50825 Köln www.igb-stuttgart.de
Tel. 0221/925908-0
E-Mail: [email protected]
www.gwg-ev.org
Österreich:
ÖgwG – Österreichische Gesellschaft Forum – Forum Personzentrierte
für wissenschaftliche, klienten- Praxis, Ausbildung und Forschung
zentrierte Psychotherapie und der APG, Wien
personorientierte Gesprächsführung Liechtensteinstr. 129/3, A- 1090 Wien Tel./Fax +43(0)1/966 79 44
Altstadt 13, A–4020 Linz E-Mail: [email protected]
Tel./Fax +43(0)732/78 46 30 www.apg-forum.at
E-Mail: [email protected]
www.psychotherapie.at/oegwg
VRP – Vereinigung Rogerianische Schweiz:
Psychotherapie Schweizerische Gesellschaft
Postfach 33, A–1091 Wien für den Personzentrierten Ansatz
Tel./Fax +43(0)664/417 31 70 Josefstraße 79
E-Mail: [email protected] CH-8005 Zürich
www.vrp.at Tel. +41(0)44/271 71 70
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