Deutschlandweite Initiativen
Draußenspiel
Für das Draußenspiel der Kinder, in dieser Zeit wichtiger denn je, setzt sich die interdisziplinäre Arbeitsgruppe „Draußenkinder“ ein. Sie finden dort eine Fülle an Anregungen und Tipps für das Spiel im Freien.
https://www.draussenkinder.info/
Dazu eine Textpassage des Erzählers und Autors Rafik Schami über seine Kindheit in Syrien: „„Aber nicht nur unser Geist war auf der Gasse, um behutsam die Geheimnisse und Fertigkeiten der Welt zu lernen, sondern vor allem unser Körper: Kämpfen, Ballspielen, Klettern, Purzelbäume schlagen, Murmeln präzise platzieren, Bogenschießen, Drachen steigen lassen, Reifenrennen, Verstecken, Fangen, Tanzen, Umarmen. Unser Körper lernte sich auszudrücken, erfuhr Freude und Schmerz.“
( aus: Die Frau, die ihren Mann auf dem Flohmarkt verkaufte. dtv, 2017 )
Mehrgenerationen-Spielplatz
Inwieweit auch ein gut durchdachter Spielplatz Menschen aller Altersgruppen faszinieren kann, das zeigt Ilbesheim, denn in dem Dorf Ilbesheim in Rheinland-Pfalz ist unter Beteiligung der Bürger ein Mehrgenerationen-Spielplatz entwickelt worden, der seinesgleichen sucht. Es ist eine Bewegungs-und Begegnungsanlage, in der am Wochenende bis zu 1.500 Menschen anreisen, um dort zu spielen.
https://www.stadt-und-natur.de/projekt/alla-hopp-ilbesheim-bei-landau/
Große Kinder in Schule und Hort
Speziell den alterstypischen Lebensbedürfnissen der Kinder zwischen Vorschulalter und Pubertät nimmt sich die Initiative „Große Kinder“ an.
https://initiative-grosse-kinder.de/igk3/
Oggi Enderlein, die Initiatorin dieser Initiative, schreibt in ihrem Buch:
„Wie wäre es, wenn jede Klasse in den ersten vier Schuljahren einen Vor- oder Nachmittag oder einen ganzen Tag pro Woche (jawohl pro Woche, nicht pro Jahr!) ohne vorgegebenes Lehr- und Wanderprogramm bei freiem Spiel und Spaß an einem bestimmten Platz in Feld, Wald und Wiesen verbringen würde? Oder bei schlechtem Wetter in Räumen, die groß genug sind, um frei erfundenes Theater, Bewegungs-, Geschicklichkeits- oder sonstige Spiele zu spielen und die Requisiten selbst herzustellen, die für die Spiele gebraucht werden – so wie es Kinder heute noch in natürlicheren Lebenswelten außerhalb der Schulzeit tun. Wie wäre es, wenn die Pädagogen an diesem halben Tag nur bei Bedarf Anregungen zu Spielen und Beschäftigungen geben würden? Wenn sie ihre Aufgabe darin sehen könnten, den Kindern mit Material, Tipps und Regelvorschlägen weiterzuhelfen, wenn die Kinder es brauchen, und im Wesentlichen nur als Grenzwächter in der Nähe zu sein?“
( aus ‚Große Kinder. Die aufregenden Jahre zwischen 7 und 13’, dtv 2001)
Spielen macht Schule
Die Bildungsinitiative „Mehr Zeit für Kinder“ veranstaltet jährlich Bildungsprojekte für Grundschulen, in denen das Spielen im Vordergrund steht. So die Projekte „Spielen macht Schule“ für Grundschulen und „Spielen am Nachmittag“ für Grundschulen mit Nachmittagsbetreuung. Im Rahmen des Letzteren können die Spiele auch per Ausleihe an Familien abgegeben werden, so dass auch zu Hause wieder mehr gespielt werden kann. Dieses Konzept wurden 2007 in Verbindung mit dem Transferzentrum für Neurowissenschaften und Lernen von dem Verein entwickelt, inzwischen verfügen mehr als 3000 Schulen in ganz Deutschland (d.h. über 464.700 spielende Kinder!) über ein Spielezimmer, das fester Bestandteil des täglichen Schulbetriebs ist. Mehr unter
https://mzfk.net/bildungsinitiativen/
Live Action Role Playing
Live Action Role Playing (LARP) oder Live-Rollenspiel bezeichnet Spiele, bei denen die Beteiligten in einem meist selbst gefertigten Gewand und in einem speziellen Setting Abenteuerspiele veranstalten. So werden Schlachten oder sonstige historische Ereignisse nachgespielt und vieles mehr. Derzeit gibt es in Deutschland in etwa 500 bis 600 öffentlich ausgeschriebene Liverollenspiel-Veranstaltungen.
https://larpgate.com/organization/deutscher-liverollenspiel-verband-e-v
Das nebenstehende Foto zeigt das Science-Fiction-Treffen in Speyer am 23./24. September 2017.
(mit freundlicher Genehmigung vom Technik Museum Speyer)
Wie sich LARP in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen einsetzen lässt, das zeigt der preisgekrönte Verein Ellodan Creative Works (ECW). ECW, ein landesweit anerkannter Träger der freien Jugendhilfe, organisiert seit über 10 Jahren Live-Rollenspiele für Kinder und Jugendliche. Das Live-Rollenspiel unterstützt Kinder und Jugendliche in besonderem Maße darin, Ängste zu überwinden, ihre Stärken zu entdecken und sich in einer Gemeinschaft zu integrieren. ECW bietet darüberhinaus eine fundierte Larp-Ausbildung, in der es um Live-Rollenspiel, Charakterentwicklung, Kunst und Handwerk geht.
Mit einem ausgearbeiteten Hygiene-Konzept ist es der Vereinsführung gelungen, auch im Sommer 2020 für Kinder und Jugendliche phantasiereiche Abenteuer-Events zu veranstalten.
Die nachstehenden Fotos geben einen kleinen Einblick in die Arbeit des Vereins:
Aktivitäten rund ums Spiel
Das bereits erwähnte Spielecafe der Generationen wurde von der Sozialpädagogin Petra Fuchs 2017 gegründet. Es ist eine altersübergreifende Begegnungsstätte, die mit Spiel und dem Spaß daran Menschen zusammenbringt und die Kommunikation zwischen den Generationen fördert.
www.jungundaltspielt.de
Die Spieletoyfel sind ein Verein in Kelheim (Bayern), die regelmäßige Spieleabende für Familien anbieten. Auch das jährliche TAC-Turnier und das Backgammonturnier erfreuen sich einer regen Teilnahme.
[email protected]
Spiel- und Buchhotel: In Osttirol gibt es ein Hotel, in dem Erwachsene – und natürlich auch Kinder – spielen und lesen sollen. Die Zimmer tragen hier Namen wie „Würfel“, „Domino“ oder Backgammon“.
https://www.spielehotel.at/de/
Pokemon Go: Viele Jüngere treffen sich nach wie vor zu Pokemon Go und verbinden so das Smartphone mit Bewegung und frischer Luft. Ein Bericht über einen leidenschaftlichen Pokemon Go Spieler, der mit Freunden fast 4000 Kilometer für Pokemon Go gelaufen ist:
https://www.onetz.de/themen-oton-r/kemnath/komm-schnapp-dir-eigentlich-pokemon-go-geworden-id2976029.html
Geocaching: Diese moderne Form der Schnitzeljagd verbreitet sich immer mehr. Kleine Schatzkisten werden mittels geographischer Koordinaten im Internet veröffentlicht und können mithilfe eines Smartphones gesucht werden. Die Gegenstände in der Schatzkiste werden in der Regel getauscht.
https://de.wikipedia.org/wiki/Geocaching
Spielenachmittage: In vielen Gemeinden und Städten gibt es inzwischen Spielenachmittage. So findet in der Stadt Erbendorf zweimal im Monat ein Spielnachmittag für Senioren statt. Die Leiterin, Frau Marianne Reger, sagt dazu: „Wir sind schon richtig süchtig danach, es wird auch nicht „geratscht“, nur gespielt und so viel gelacht. Es ist etwas ganz Besonderes und immer mehr Leute wollen sich dem anschließen, so dass wir jetzt das Ü 60 weglassen wollen, damit auch Jüngere, die angefragt haben, mitspielen können“.
https://www.onetz.de/oberpfalz/erbendorf/spass-schafkopf-bridge-id2958597.html
Lieberté
Ein Spiel, das sich in erster Linie an junge Leute, die etwas bewegen wollen, richtet ist Lieberté. Es ist ein Spiel, in dem es keine Sieger, keine Runden und keine Spielzeit gibt, sondern in dem es um Diskussionen und Denkanstöße geht. Denkanstöße in Bezug auf Fragen, die die Zukunft der jungen Leute betreffen: Wie soll unsere Welt morgen aussehen? Was ist möglich? und vieles mehr. Auf Karten in einem Kartenset sind QR-Codes aufgedruckt, mit Hilfe derer jeweils ein Podcast zu einem gesellschaftlich relevanten Bereich abgespielt werden kann. Bsp.: Wie sieht die Schule von morgen aus? Ist die Solidarische Landwirtschaft eine Chance für uns, nachhaltiger zukunftsorientiert zu leben oder nicht umsetzbar? Inwiefern können wir kulturelle Vielfalt als Chance nutzen? Dann kann in Gruppen diskutiert werden, das Kartenset liefert dazu zu jedem Thema Impulse in Form von ‚Pro’ und ‚Contra’. So können spielerisch neue Perspektiven eingenommen werden und eingefahrene Denkmuster hinterfragt werden. Deshalb heißt es auch Lieberté Dich - lieber frei denken.
https://www.lieberte-kartenspiel.de/
Spielen und Teamgeist
Ein Interview zum Thema 'Spielen und Teamgeist' findet sich in der Ausgabe 5/2020 der Zeitschrift "vital".
vi_0520_Spielen-1.pdf