Die Bedürfnisse der Kinder
Neben den Familien, die mit ihren Kindern viel mehr Zeit als je zuvor mit gemeinsamen Aktivitäten und Spielen verbrachten, gab es auch viele Eltern, die die Pandemie an ihre Grenzen brachte, sie waren oft völlig überlastet. Die Bedürfnisse der Kinder wurden dabei oft zu wenig wahrgenommen - wie auch die Bedürfnisse der Erwachsenen oft genug zu kurz gekommen sind. Es bedurfte einiger Anstrengung, um beiden gerecht zu werden, das „Ruhigstellen“ der Kinder vor dem Computer, Tablet oder Handy war daher manchmal eine Notlösung, die gar nicht zu vermeiden war. Wichtig ist, dass dies eine Notlösung bleibt und die wahren Bedürfnisse der Kinder nicht übersehen werden. Die vordergründigen Bedürfnisse der Kinder mit Zeit am Tablet oder Computer schnell zu befriedigen, indem sie noch mehr PC-Zeit kriegen, das war schon vor Corona zunehmend festzustellen. Viele Eltern hatten dabei jedoch ein schlechtes Gewissen. Jetzt erlebten wir, dass die Eltern viel weniger ein schlechtes Gewissen hatten, weil es ja nicht anders ging. Kontakte, die mit Rausgehen, sich dreckig machen, sich bewegen, andere Kinder treffen zutun haben, wurden als zu gefährlich angesehen und waren ja zeitweise auch nur eingeschränkt erlaubt. So verbachten mehr Kinder als je zuvor viele Stunden mit digitalen Medien. In der Spielpsychotherapie erlebten wir dann, dass die Kinder viel länger als sonst brauchten, bis sie eine Idee hatten, was sie spielen könnten. Wenn sie dann einsteigen, dann wollen sie nicht, dass die Stunde endet, so vertieft sind sie – und so bedürftig.
Nachfolgend ein 12-minütiges Video von Prof. Dr. Gerald Hüther, in dem sehr eindrücklich aufgezeigt wird, was passiert, wenn wir in dieser Pandemie für längere Zeit die Bedürfnisse der Kinder unterdrücken und auch was die Kinder brauchen.
https://www.youtube.com/watch?v=fBIKBgFfhBg
Ein besonderer Stellenwert kommt – was die Bedürfnisse der Kinder anbelangt – den Großeltern zu. So wurde auf die Frage, wo sie, die Kinder, sich im Moment wohl fühlen oder was sie noch gerne machen, – für uns auf den ersten Blick überraschend - sehr oft die Großeltern genannt.
Einige Beispiele aus unserer Praxis:
Emma: zur Oma gehen zum Spielen, endlich mal wieder bei ihr schlafen dürfen
Jakob: mit dem Opa auf dem Jägersitz sitzen und reden
Jonas: eine Woche Ferien bei den Großeltern, das war schön
Mia: bei der Oma Plätzchen backen
Konstantin: mit dem Opa auf dem Bulldog umackern
Sandra: mit der Oma das erste Mal auf der Nähmaschine nähen dürfen
Felix: mit dem Opa schwarz fahren auf dem Firmengelände…
Das liegt sicher daran, dass die Großeltern weniger als die Eltern durch die Corona-Krise an ihre Grenzen kamen und dadurch mehr Geduld und Gelassenheit vermitteln konnten. Es mag aber auch daran liegen, dass die Großeltern noch mehr spüren können, was Kinder wirklich brauchen, auf der analogen Ebene, und nicht gleich googeln, wie man Kinder am besten beschäftigt. Damit stellen sie eine wichtige Ergänzung zu den Eltern da.
Dazu der Beitrag "... ab vor die Tür" der Publizistin Carolin Emcke, gesprochen von Mirjam Schneider:
https://www.youtube.com/watch?v=jf9vRsleNws&feature=emb_logo
Fachliche Hilfen,Tipps für Eltern und Spielideen
Auch wenn sich die Pandemie dem Ende nähert, nachfolgend weiterhin einige Hinweise für Eltern, in denen wertvolle Tipps und Spielideen - nicht nur in Bezug auf Corona - vermittelt werden.
Die Kinder- und Jugendpsychiatrie des Universitätsklinikums München hat zusammen mit der Beisheim-Stiftung für Kinder und Jugendliche eine neue Webseite erstellt. Die Webseite greift die Sorgen und Nöte der Kinder und Jugendlichen in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie auf und zeigt Auswege und Lösungen.
UNICEF, das Kinderhilfswerk der UNO, hat acht Tipps zusammengestellt, wie man mit Kindern über das Virus sprechen und sie schützen kann.
https://www.unicef.de/informieren/aktuelles/blog/coronavirus-acht-tipps-mit-kindern-darueber-zu-sprechen/212392
Auch der Deutsche Kinderschutzbund bringt viele Hinweise für gestresste Eltern und nennt Anlaufstellen bei Konflikten.
https://www.dksb.de/de/artikel/detail/hinweise-fuer-gestresste-eltern-und-anlaufstellen-bei-konflikten-und-gefahrensituationen/
Diverse Spielideen
Mein Stärkenrucksack
Die Sozialpädagoginnen Carola Hanusch und Susanne Paulus haben für Kinder ab 9 Jahren einen Stärkenrucksack entwickelt. Der Stärkenrucksack, das ist ein ca. 50-seitiges Arbeitsheft, das viele bewährte Übungen enthält, mit denen Kinder herausfinden können, was in ihnen steckt und was sie stark macht. So bietet es die Möglichkeit, sich mit unterschiedlichen
Themengebieten, wie den eigenen Stärken, Wünschen, Mut-Momenten, Zukunftsaussichten oder Hilfsnetzwerken auseinanderzusetzen.
Gerade in der jetzigen instabilen ‚Coronazeit‘ ist es immens wichtig, dass Kinder in Kontakt mit ihren ganz individuellen Stärken kommen. Das gilt übrigens auch für Erwachsene, die ebenfalls von dem Heft profitieren können. Mehr unter
https://www.weitblick.me/mein-st%C3%A4rkenrucksack
und auf instagram unter mein_staerkenrucksack
Auf den Seiten des deutschen Bildungsservers finden sich neben Tipps für die Zeit zu Hause auch wertvolle psychologische Informationen, wie der Alltag gut zu meistern ist, wie mit Kindern über Ängste gesprochen werden kann und vieles mehr. Neben diversen Lernspielen finden sich dort auch Büchertipps, Phantasiereisen und sonstige Informationen zur Entspannung für Kinder.
https://www.bildungsserver.de/Kinderbetreuung-in-der-Corona-Krise-12757-de.html#Linksammlungen_zu_verschiedenen_Aktivitaeten_mit_Kindern
Die Home-Rallye
Um möglichst vielen Familien, Kindern und Jugendlichen etwas Freude und positive Momente zu geben, hat die Psychologische Psychotherapeutin Melanie Gräßer die „Home-Rallye“ entwickelt. Ein Spiel für Kinder und Jugendliche, das als PDF-Datei kostenlos heruntergeladen werden kann.
http://www.melanie-graesser.de/wp-content/uploads/2020/04/Home_Rallye_Das_Spiel.pdf
Bücher für Kinder
Für kleinere Kinder ist ein wunderschönes Bilderbuch entstanden, das Kindern das Coronavirus und seine Folgen erklärt.
Und für die Beschäftigung der Kleinen das Buch:
Bobo Siebenschläfer. Drinnen ist was los! von Markus Osterwalder
Für Kinder von 6 – 11 Jahren, mit imaginativen Stabilisierungsvorschlägen:
https://interagencystandingcommittee.org/system/files/2020-04/My%20Hero%20is%20You,%20Storybook%20for%20Children%20on%20COVID-19%20(German).pdf